Krankheitsbild:

Im Normalfall, wenn man also aufrecht und gestreckt, mit leicht erhobenen Schultern, leicht herausgedrückter Brust aber völlig entspannt steht - man spricht dann von einer guten Haltung - sind die Bandscheiben, aber auch die Muskeln, Sehnen und Bänder großteils entlastet und werden kaum beansprucht. Dies ist aber die große Ausnahme im täglichen Leben, denn meist befinden wir uns im Zustand der schlechten Haltung, was bedeutet, dass die Wirbelsäule sich nicht in ihrer natürlichen Form befindet, sondern geneigt, verbogen oder verdreht ist. Bei jeder auch noch so kleinen Bewegung verändern sich nun die verschiedenen Kurven der Wirbelsäule in ihren Radien, aber auch gegeneinander.

Die Gründe für die schlechte Haltung der meisten Menschen sind aber nicht im Bewegungsablauf, sondern weitaus häufiger in der Ruhephase zu finden, so paradox sich das auch im Moment anhören mag. Nicht die täglichen Bewegungsabläufe führen zu anhaltenden Verformungen, sondern die falsche Haltung, die wir im Stehen, Liegen oder Sitzen einnehmen.

Was Sie über ihren Rücken wissen müssen

Stellen Sie sich einmal einen noch jungen Baum vor, der sich im Wind bewegt, aber immer wieder in seine ursprüngliche Form zurückschnellt. Binden sie ihn aber seitlich gebogen an einen Pfahl oder einen anderen Baum, wächst er über einen längeren Zeitraum hinweg dann in diese schräge Richtung weiter.

Derartiges geschieht auch mit unserer Wirbelsäule.

Vor allem bei untrainierten Menschen sind meist die Bauch- und Rückenmuskeln völlig erschlafft. Dies führt dazu, dass der Bauch mit der Zeit ein Übergewicht bekommt und sich nach vorne zu schieben beginnt. Hierdurch wird auch die Wirbelsäule immer mehr verbogen. So entsteht das allseits bekannte Hohlkreuz, das den unteren Lendenbereich besonders belastet. Besonders zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel und weiter bis hin zum 1. Kreuzbeinwirbel geht dieser Bereich und jeder Mensch, der schon einmal echte Rückenschmerzen hatte, kennt diese Stelle des Rückens ganz genau.

Bei ständig sitzender Tätigkeit kann auch der obere Teil der Wirbelsäule auf Dauer nach vorne gebogen werden. Auf diese Art entsteht der so genannte Rundrücken, der den oberen Bereich der Brustwirbelsäule schädigen kann. Bei diesen Veränderungen, ebenso wie bei allen anderen auch, werden Muskeln, Sehnen und Bänder unterschiedlich stark gedehnt, was wiederum zu Verkürzungen und Überdehnungen an bestimmten Stellen führt. Diese Dehnungen erzeugen dann, je nach Art und Dauer, Schmerzen im Rückenbereich, die bis hin zum Kopf ausstrahlen können, da zahlreiche Nervenstränge über den Rücken laufen.

Erste Anzeichen für beginnende Verformungen sind meist kleinere Zieh- oder Reißschmerzen bei bestimmten Bewegungen oder aber auch dumpfer Schmerz bei bestimmten Haltungsänderungen. Bereits diese ersten, meist nur kleinen und kurz währenden Anzeichen, sollten nicht unbeachtet bleiben, will man vermeiden, daß die Schmerzentwicklung ständig weiter schreitet. Die Schmerzen treten dann häufiger auf und halten immer länger an.

Nun könnte man einfach sagen, wer sich immer viel bewegt, über eine gute Haltung verfügt und seine Wirbelsäule stets entlastet, wird niemals derartige Beschwerden bekommen - doch so einfach ist es auch wieder nicht!

Unser Körper unterliegt ja auch dem natürlichen Alterungsprozess. Dies gilt ebenso für die Wirbelsäule und die Bandscheiben. Ab Mitte Dreißig beginnen dieser natürliche Vorgang gerade bei den Bandscheiben, denn sie altern wesentlich frühzeitiger als die Wirbelkörper. Der Alterungsprozess drückt sich dadurch aus, dass die Bandscheiben dünner und brüchiger werden. Denken Sie nur an die Gummipuffer an einem Auto! Anders als bei einem Auto kann man aber die Bandscheiben nicht bei der nächsten Apotheke oder in einer Klinik einfach austauschen!

Aber auch die Wirbelgelenke verändern sich im Laufe des Alters. Die Abstände werden kleiner, was dazu führt, dass sich die Bänder und Sehnen lockern. Nun, ihres festen Haltes beraubt, können die Wirbel sich leicht verkanten und gegeneinander reiben. Hieraus entstehen ebenfalls unangenehme Rückenschmerzen.

Ebenso können die Bänder und Sehnen nun leichter gestaucht und gequetscht werden. Wieder können neue Schmerzen entstehen. Ein weiterer Schmerzauslöser sind Nervenentzündungen im Bereich der Wirbelsäule, die vor allem als Auslöser von Hüft-, Schulter- und Kopfschmerzen angesehen werden.


 

Fachliteratur zum Thema:

Heilwellen statt Antibiotika - Peter Grunert>>

mögliche Therapieformen:

Sieben einfache Tipps gegen Haltungsfehler und Rückenschmerzen. Weitere Tipps und Anleitungen für Haltungs- und Bewegungsübungen finden Sie in den unten angeführten Büchern.

  • Tipp 1:
    • Vermeiden Sie, sowohl beim Sitzen als auch beim Stehen, lange, monotone Phasen und bewegen Sie sich möglichst oft. Lassen Sie sich auch nicht davon abbringen, wenn ihre Umwelt Sie plötzlich für nervös hält.
    • Bedenken Sie stets, dass lange Phasen einseitiger Steh- oder Sitzpositionen Gift für ihre Wirbelsäule und vor allem die Bandscheiben ist. Nur bei ständiger Veränderung der Haltung wird der benötigte Stoffwechsel in den Bandscheiben stattfinden.

  • Tipp 2:
    • Wechseln Sie bei langen Stand- oder Sitzphasen so oft wie möglich die Belastung.
    • Stellen Sie hierzu mal das eine, dann das andere Bein vor, heben oder senken Sie die Arme abwechselnd oder nacheinander und strecken Sie sich auch mehrmals zwischendurch.
  • Tipp 3:
    • Bewegung heißt der Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen Rückenprobleme.
    • Auch an der Arbeitsstelle oder daheim, sollten Sie zwischendurch hin und wieder aufstehen und ein paar Schritte gehen.
    • Vor allem beim abendlichen Fernsehen wird es ihnen ihre Wirbelsäule danken, wenn Sie nicht nur in den Werbepausen einmal zur Toilette gehen, sondern ruhig auch mal sonst ein paar Schritte durch das Wohnzimmer laufen.
  • Tipp 4:
    • Gestalten Sie bei stehender Tätigkeit ihren Arbeitsplatz ihrer Größe entsprechend.
    • Vor allem bei stehenden Tätigkeiten ist es äußerst wichtig, dass die Arbeitsfläche die richtige Höhe hat. Dies ist gegeben, wenn Sie im Stehen, bei rechtwinklig gebeugten Ellenbogen, die Unterarme bequem auf die Arbeitsfläche auflegen können. Zur Bewältigung der Arbeit sollten Sie sich dann nicht nach vorne oder hinten beugen müssen. Ist dies der Fall, sollten Sie unbedingt entweder die Arbeitsfläche erhöhen oder sich eine Unterlage für ihren Standplatz besorgen.
    • Scheuen Sie sich nicht, dies in ihrer Firma durchzusetzen, denn auch ihrem Chef kann nicht damit gedient sein, dass Sie später einmal häufig wegen Rückenproblemen krank sind.
  • Tipp 5:
    • Bei sitzender Tätigkeit ist es wichtig, dass die Unterarme bei rechtwinklig gebeugten Ellenbogen, bequem auf der Arbeitsfläche ruhen können und Sie sich zur Bewältigung der Arbeit nicht nach vorne beugen müssen.
    • Gerade das Vorwärtsbeugen führt sehr oft zu Verspannungen im Nackenbereich und schädigt die Wirbelsäule auf Dauer.
    • Mit einem Bürostuhl, lässt sich die richtige Höhe meist recht einfach einstellen, außerdem ist ein Rückenkissen, dass sich individuell verstellen lässt, sehr hilfreich und entlastet ihre Wirbelsäule so gut es im Sitzen geht.
    • Hilfreich bei sitzender Tätigkeit ist auch ein Stuhl mit Lehnen, damit man hin und wieder die Arme zur Entlastung auflegen kann.
  • Tipp 6:
    • Gehen Sie mit einer positiven Einstellung in den Tag und auch an die Arbeit.
    • Selbst wenn Sie bereits über leichtere Rückenprobleme klagen, sollten Sie nicht "rund um die Uhr" daran denken und sich von diesen Gedanken beherrschen lassen.
    • Motivieren Sie sich und stellen Sie sich so positiv wie möglich auf jeden Tag neu ein.
  • Tipp 7:
    • Gehen Sie jeden Tag recht ruhig an und vermeiden Sie nach Möglichkeit jede Form von Stress.
    • Stress führt oft zu Verkrampfungen und Verspannungen und kann auf Dauer ihre Wirbelsäule ebenso schädigen wie schlechte Haltung.