Geschichte und Geschichten der Mistel
Die ältesten Berichte über den therapeutischen Einsatz der Mistel
stammen von Hippokrates um 400 v. Chr. und Plinius um 60 n. Chr. Beide berichteten
über den Einsatz der Mistel bei Milzsucht', Epilepsie' und
Schwindel'. Im Mittelalter empfahl Hildegard von Bingen die Mistel bei
Lebererkrankungen. Paracelsus und Hufeland (16.-18. Jhdt.) beschrieben ebenfalls
die Wirkung bei Epilepsie
Die Mistel gehört zu den wenigen Pflanzen, die eine starke Bindung zur
Mythologie haben: Die keltischen Priester, die Druiden, betrachteten die auf
Eichen wachsende Mistel als Himmelsgabe, die mit großer Feierlichkeit
und mit einer goldenen Sichel eingeholt wurde.
Heute wird die Wirksamkeit der Mistel an Universitäten experimentell und
klinisch erforscht. Extrakte aus der Mistel gehören zu den am häufigsten
angewandten komplementären Onkologika.
Die Mistel (viscum album)
Die Mistel ist ein immergrüner strauchartiger Halbparasit auf den Zweigen
von Laub- und Nadelbäumen und ist in Europa, Asien und Nordafrika heimisch.
Für die Heilkunde werden die auf Laubbäumen wachsenden weißbeerigen
Arten gesammelt.
Wirkstoffe
Lektine, Viskotoxine, Flavanoide, Phenylpropane, Ligane, Alkaloide, Polysaccharide,
u.a.
Wirkungsweise
Wesentliche Wirkstoffe der Mistel sind - unter anderen - die Lektine, die sowohl
immunmodulierende als auch zytotoxische Wirkungen besitzen. Unterschieden werden
ML 1, ML 2 und ML 3: Eine besondere Bedeutung hat hier das ML 1 - es aktiviert
über eine vermehrte Ausschüttung von Zytokinen die Lymphozyten und
unterstützt somit die Ausreifung dieser Abwehrzellen. Zusätzlich wird
durch das ML 1 die Ausschüttung von Endorphinen erhöht und somit eine
antidepressive und schmerzlindernde Wirkung erzeugt. Insbesondere sind zudem
die Viscotoxine mit ihren zellmembran-lysierenden Effekten in ihren Wirkungen
bekannt.
Mistel in der Krebstherapie
In den 20er Jahren entdeckte der Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner
die Mistel als Therapeutikum neu und führte sie zusammen mit der Ärztin
Ita Wegman in die Krebsbehandlung ein.
Die konventionelle und komplementäre Krebstherapie bilden heute gemeinsam
die Grundlage für eine moderne Onkologie, bei der die Beurteilung der therapeutischen
Maßnahme vor allen Dingen zum Wohle der Patienten, nach dem therapeutischen
Nutzen und den sichtbaren Ergebnissen, erfolgt. Die primäre Aufgabe einer
jeden Krebstherapie sollte zunächst die Entfernung oder Zerstörung
des Tumorgewebes sein. In der modernen Onkologie wird diese, primär tumororientierte,
konventionelle Therapie durch komplementäre Ansätze - wie etwa der
adjuvanten Misteltherapie - ergänzt.
Im Rahmen der Malignomtherapie kann dem Mistelpräparat auf Grundlage langjähriger
Forschung und Anwendung in der Praxis eine vielschichtige Wirkungsweise nachgewiesen
werden:
· Besserung des Allgemeinbefindens (Appetit- und Gewichtszunahme, Normalisierung
von Schlaf, Wärmeempfinden & Leistungsfähigkeit)
· Besserung der psychischen Befindlichkeit (Stimmungslage, Lebensmut, Initiativfähigkeit)
· Linderung tumorbedingter Schmerzen
· Hemmung des malignen Wachstums ohne Beeinträchtigung gesunder Gewebe
· Temperaturreaktion
· Immunologische Reaktion (Steigerung der körpereigenen Abwehr- und Ordnungskräfte)
· Lokale Entzündungsreaktion
Andere Anwendungsgebiete
Pharmazeutisch hergestellte Mistelpräparate zeigen bei parenteraler Applikation
deutlich blutdrucksenkende Effekte. Mistelpräparate unterstützen ferner
die Behandlung von Angina pectoris und Arteriosklerose. Als Gewebereizmittel
wird sie auch in der Neural- und Segmenttherapie eingesetzt (z.B. bei Kniegelenksarthrosen
und Rheuma). Darüber hinaus werden der Mistel blutstillende und verdauungsfördernde
Wirkungen zugesprochen.
Karsten Stegemann
WELEDA AG, Schwäbisch Gmünd |
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