Magnetfeldtherapie: Viel Humbug, aber auch einige ernstzunehmende Anwendungen

Ob als Schmuckstück, Folie, Chips oder Matratze: Magnete scheinen gegen alle Beschwerden zu helfen, zumindest wenn man den Herstellern glaubt. Kaum einer von ihnen verzichtet auf den Hinweis, die gesundheitsfördernde Wirkung seines Produkts sei "wissenschaftlich erwiesen". Doch eine kleine Probe aufs Exempel zeigt: Den Nachweis können viele nicht erbringen. Von einem halben Dutzend Firmen, die gebeten wurden, klinische Studien zu nennen, die die Wirksamkeit ihrer Produkte belegen, antworteten gerade mal zwei. Der eine, um mitzuteilen, dass er keine solchen Untersuchungen kenne. Der andere nennt immerhin drei Studien, die auf seiner Web-Site zugänglich sind. Darunter allerdings die unveröffentlichte Untersuchung einer Klinik, die, wie die Firma einräumt, inzwischen nicht mehr existiert.

Alles Humbug, scheint diese magere Ausbeute nahe zu legen. So einfach allerdings ist es nun auch wieder nicht. Es gibt durchaus auch verschiedene ernstzunehmende Anhaltspunkte für medizinische Wirkungen von Magnetfeldern. Am besten untersucht ist wohl die Förderung des Knochenwachstums. Sowohl Tierexperimente als auch klinische Untersuchungen zeigten wiederholt: Knochenbrüche heilen in einem Magnetfeld oft rascher.

Erste Erfolge zeigt die Magnetfeldtherapie auch bei Depressionen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird damit experimentiert. Forscher der Universität Ulm suchten vor Beginn der Magnetfeldtherapie mit einer Methode, die die Hirnaktivität sichtbar macht, nach Regionen im Hirn, deren Stoffwechsel ungewöhnlich verringert ist. Die Magnetspule wurde genau über diesen Bereichen platziert. Depressive Symptome sollen sich so um fast zwei Drittel verringert haben.

Heftig umstritten ist die schmerzlindernde Wirkung magnetischer Felder. Gerade für die Schmerztherapie werden besonders viele Gerätschaften zur Selbstbehandlung angeboten. Und in eben diesem Bereich ist es besonders aufwändig, Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Magnetfolien und ähnlichem zu testen, denn das Schmerzempfinden ist stets subjektiv.

Das Ergebnis intensiver Recherche und Auswertung kann man etwa so zusammenfassen: Nach dem derzeitigen Informationsstand muss man davon abraten, viel Geld in Magnetliegen und ähnliches Gerät zu investieren, für die der Hersteller die Wirksamkeit nicht nachweisen kann. In den USA wurden Behörden und Staatsanwaltschaft aktiv, um solche Bauernfängerei zu stoppen. Und eigentlich dürfen auch in Deutschland Hersteller ihre Gerätschaften nur als "Wellnesshilfen" anpreisen, nicht jedoch als medizinische oder therapeutische Instrumente. Eigentlich ...

Quelle: Naturarzt - Ratgeber für ein gesundes Leben, Februar 2003

 

 

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