Aids wird in den kommenden Jahren zur zweithäufigsten Todesursache in Ländern mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen. Die Ausbreitung der Krankheit wurde von der Weltgesundheits- Organisation in den 90er Jahren unterschätzt.

Bis zum Jahr 2030 wird die Lebenserwartung weltweit zunehmen und die Kleinkindersterblichkeit sinken. Das zeigen die Projektionen zweier Mediziner der Weltgesundheits- Organisation (WHO), die die Ursachen von Krankheit und Tod im Jahr 2002 analysiert haben. Die Aids-Epidemie wird sich nach ihren Berechnungen jedoch weiterhin ausbreiten.

Zukünftig werden insgesamt weniger Menschen an ansteckenden Krankheiten sterben, prognostizieren Colin Mathers und Dejan Locar. Die Immunschwäche Aids werde jedoch bis 2030 zur häufigsten Krankheitsursache weltweit und zur zweithäufigsten Todesursache in Ländern mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen.

Durchblutungsstörungen am Herzen werden mit voraussichtlich 9,8 Millionen Toten weltweit die häufigste Todesursache bleiben. Durchblutungsstörungen im Gehirn werden die weltweit zweithäufigste Todesursache sein. Daran werden im Jahr 2030 wahrscheinlich knapp 7,8 Millionen Menschen sterben.

Mathers und Locar haben die Entwicklung der Krankheits- und Todesursachen für drei sozioökonomische Szenarien berechnet: ein optimistisches, ein mittleres und ein pessimistisches. Grundlage der Projektionen ist eine 1996 veröffentlichte Studie der WHO und der US-Amerikanischen Harvard University, in der die Krankheits- und Todesursachen weltweit erstmals abgeschätzt wurden.

In dieser Studie wurden auch Projektionen für das Jahr 2020 veröffentlicht. Sie waren mit Modellen berechnet worden, die das Pro-Kopf-Einkommen, den Ausbildungsstand, den Tabakkonsum und den Fortschritt der medizinischen Forschung berücksichtigten.

Wie Mathers und Locar nun in der Zeitschrift «Plos Medicine» berichten, wurde die Ausbreitung der Aids-Epidmie in der Studie unterschätzt. Nach ihren Berechnungen könnten im Jahr 2030 6,5 Millionen Menschen an den Folgen der Immunschwächekrankheit sterben – im Vergleich zu 2,8 Millionen im Jahr 2002. Das zeigte das mittlere Szenario, nach dem ab dem Jahr 2012 vier von fünf HIV-Infizierten antiretrovirale Mittel gegen den Erreger erhalten aber keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden, die die Infektionen verhindern sollen.

In dem optimistischen Szenario, in dem vorbeugende Maßnahmen verstärkt werden, steigt die Zahl der Todesfälle durch Aids dagegen nur auf 3,7 Millionen. Bis zum Jahr 2030 könnten die zusätzlichen Bemühungen demnach 28 Millionen Leben retten.

Aids, Depression und Herzkrankheit

Es werden jedoch mehr Menschen an den Folgen des Tabakkonsums sterben, prognostizieren Mathers und Locar. Im Jahr 2015 werden voraussichtlich 6,4 Millionen Todesfälle dem Tabakkonsum zugeschrieben werden – rund 50 Prozent mehr als der Immunschwächekrankheit. Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl voraussichtlich auf 8,3 Millionen ansteigen. Jeder zehnte Todesfall weltweit wäre dann Folge des Tabakkonsums.

Zu den Hauptverursachern von Krankheit gehört der Tabakkonsum damit jedoch nicht. Im mittleren und im pessimistischen Szenario werden HIV-Infektionen, Depressionen und Durchblutungsstörungen am Herzen die meisten Krankheitsfälle verursachen. Im optimistischen Szenario sinkt die Zahl der Herzkranken demgegenüber etwas und Verkehrsunfälle nehmen den dritten Platz ein.

Quelle: Netzeitung, medline u.a. November 2006

Weitere Informationen bei DeaM zum Thema AIDS: Krankheitsbild AIDS und Immunschwäche


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