Forscher haben einen Weg entdeckt, HI-Viren anfälliger für eine Behandlung zu machen. Bisher sind alle Versuche gescheitert, das HI-Virus mit Medikamenten zu verdrängen. Der Erreger reagiert meisdt darauf, indem er sich in einigen ruhenden weißen Blutkörperchen einnistget und dort verharrt, ohne selbstaktiv zu werden. Diese Zellen können lange Zeit unbemerkt existieren. Damit schafft sich das versteckte HI-Virus ein unerkanntes Reservoir, aus dem heraus es jederzeit erneut zuschlagen kann.

Diese „geheime Reserve“ ist nach Ansicht vieler Mediziner eines der großen Probleme bei der Bekämpfung der Immunschwächekrankheit. Bei Patienten, die seit mehr als zwei Jahren keine nachweisbare Viren mehr hatten, konnten dann mit speziellen Verfahren die "geheimen Zellen" nachgewiesen werden. Ein Team um den AIDS-Forscher Hui Zhang von der Thomas Jefferson University in Philadelphia hat nun einen Mechanismus entdeckt, mit dem sich das HI-Virus unerkannt in einer Zelle aufhalten kann. Die Wissenschaftler versuchen nun, das ruhende Virus zu wecken, um es als aktiv zu erkennen und bekämpfen. Die bisherigen Erkenntnisse sind im Journal „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Das HI-Virus baut seine Erbinformation nach der Infektion ins Genom der infizierten T-Lymphozyten ein, einer Gruppe von weißen Blutkörperchen. Werden die Virengene abgelesen, entsteht ein chemischer Bote (mRNA), nach dessen Vorschrift die neuen Virenbausteine zusammengefügt werden.

Zhangs Gruppe beschreibt nun, dass die ruhenden Zellen die Aktivität der mRNA herunterregulieren. Dazu setzt sie ihrerseits sehr kleine RNA-Stücke ein, die sich gezielt an die Boten-RNA des Virus koppeln. Dieser Komplex wird in der Zelle als fehlerhaft erkannt und abgebaut. Damit bleibt HIV stumm. Diesen Mechanismus machen sich viele Forscher inzwischen auch zunutze, indem sie künstlich RNA-Schnipsel in Zellen einschleusen, um Gene auf diese Weise abzuschalten. Das Verfahren trägt den Namen RNAi (RNA-Interferenz).

In den Experimenten blockierte Zhang nun jene RNA-Schnipsel, die HIV stumm schalten – sie bremsten also die Bremse. Tatsächlich produzierten die Zellen daraufhin zehn Mal mehr Viren als zuvor. Damit zeichne sich ein Weg ab, die ruhenden Zellen zu wecken und für Medikamente zugänglich zu machen, heißt es in dem Journal. Dann kann man die Vermehrung der Viren bekämpfen.

Quelle: medline, USA Today, N-TV online u.a. Oktober 2007

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