Die Volkskrankheit Asthma wird vor allem durch Umweltfaktoren ausgelöst. Forscher haben nun herausgefunden, warum einige Kinder daran erkranken, andere dagegen immun scheinen. Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Mitarbeit der Ruhr-Universität Bochum und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben die genetische Ursache für Asthma im Kindesalter entdeckt. Wie die Wissenschaftler in der aktuellen Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature (DOI: 10.1038/nature06014) berichten, sind sie bei dem Vergleich des Erbmaterials von mehr als 2600 gesunden und asthma-kranken Kindern auf einen Genabschnitt aufmerksam geworden, der in einer bestimmten Variation das Risiko an Asthma zu erkranken signifikant erhöht.

Asthma bronchiale ist eine chronische Entzündung der Atemwege. Etwa 15 Prozent der deutschen Kinder zwischen sechs und 16 Jahren leiden darunter. In den USA, Australien oder Großbritannien sind es sogar bis zu 30 Prozent. Bei Asthma führt der Kontakt mit einem an sich harmlosen äußeren Reiz, etwa Pollen, bestimmten Nahrungsmitteln oder auch feuchtkalter Luft, zu einer Verengung der Lungengefäße.

Besseres Verständnis der Krankheit

Es ist bereits bekannt, dass etwa jeder zweite Mensch die Veranlagung in sich trägt, eine derartige allergische Reaktion zu erleiden. Nur jeder Vierte aber entwickelt tatsächlich eine entsprechende Reaktion oder Asthma, was auf die wichtige Rolle äußerer Umstände hinweist. Verursacht wird das Leiden demnach durch eine weitgehend unverstandene Kombination aus meist unbekannten angeborenen und umweltbedingten Faktoren. Mittlerweile gibt es sehr effektive Behandlungsmöglichkeiten für Asthma - geheilt werden kann die Krankheit aber noch nicht.

Die Untersuchung des Erbgutes der Kinder, die unter Leitung des Imperial College in London durchgeführt wurde, lenkte die Aufmerksamkeit der Forscher auf den Genkomplex ORMDL3 auf Chromosom 17q21. Variationen in dieser Sequenz traten signifikant häufiger bei Kindern auf, die an Asthma litten, sind also ein deutlicher Risikofaktor.

Immuntraining auf dem Bauernhof

Die Funktion des Genkomplexes ist noch völlig unbekannt. «Wir wissen lediglich, dass ORMDL3 auf dem endoplasmatischen Retikulum, einer Organelle zahlreicher Zellen, vor allem aber von Immunzellen, exprimiert wird», sagt der Bochumer Professor Albrecht Bufe. «Das Krankheitsgen, das wir nun gefunden haben, wurde bisher noch überhaupt nicht mit Asthma in Verbindung gebracht», ergänzt sein Kollege Michael Kabesch von der Münchner LMU. «Wir sind gerade dabei herauszufinden, wie ORMDL3 die Entstehung von Asthma beeinflusst. Damit könnte ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem besseren Verständnis von Asthma und zu einer effektiveren, nachhaltigeren Therapie möglich sein.»

Da Asthma durch Umweltreize ausgelöst wird, müssen genetisch vorbelastete Kinder nicht zwingend erkranken. Wie die Münchner und Bochumer Forscher mit weiteren Untersuchungen belegt haben, kann das Immunsystem durch die Inhalation bestimmter Tierstäube von traditionellen Bauerhöfen trainiert werden. Langfristiges Ziel ist die Identifikation der schützenden Faktoren in den Extrakten und das Verständnis der Mechanismen, die im frühen Kindesalter zu der Toleranz des Immunsystems gegenüber Allergien und Asthma beitragen. «Dabei spielen die nun gefundenen genetischen Variationen offensichtlich eine bedeutsame Rolle», sagte Professor Bufe.

Quelle: N-TV online, medline u.a. Juli 2007

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