Wissenschaftliche Studie: Typ 2-Diabetes kann gebremst werden
Weltweit zum ersten Mal konnte in der STOP-NIDDM-Studie (Study TO Prevent Non
Insulin-Dependent Diabetes Mellitus) gezeigt werden, dass die Entwicklung eines
Typ 2-Diabetes durch Acarbose deutlich hinausgezögert werden kann. Dies
gilt als Durchbruch für den Wirkstoff Acarbose in der Diabetespräventivforschung.
Die in der angesehenen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten
Ergebnisse der internationalen Studie lassen die Fachwelt aufhorchen: STOP-NIDDM
liefert den ersten Beweis, dass eine Verringerung der Blutzuckerspitzen nach
den Mahlzeiten durch Acarbose die Entwicklung des Typ 2-Diabetes verhindern
oder verzögern kann. Somit ist Acarbose ein Lösungsansatz in der Eindämmung
des weltweiten Problems des epidemisch zunehmenden Typ 2-Diabetes, erklärt
Studienleiter Prof. Dr. Jean-Louis Chiasson, Montréal, Kanada. Zu Studienbeginn
hatten alle Probanden bereits ein Vorstadium des Diabetes (gestörte Glukosetoleranz
= IGT). Die eine Hälfte der 1.429 Studienteilnehmer erhielt über die
gesamte Studiendauer von 3,3 Jahren Tabletten mit dem Wirkstoff Acarbose, die
andere Hälfte ein gleich aussehendes Scheinmedikament (Placebo). Das Design
der Studie war doppelblind: Weder die Prüfärzte noch die Patienten
wussten, wer das tatsächliche Medikament und wer nur ein Scheinmedikament
erhielt. Der Wirkmechanismus von Acarbose besteht in einer Hemmung des Enzyms
Alpha-Glukosidase im oberen Dünndarmabschnitt, was die Verdauung der komplexen
Kohlenhydrate verlangsamt. Damit werden hohe Blutzuckerspitzen nach dem Essen
vermieden. Nach Aufdeckung der Studienverblindung stellte sich heraus, dass
die Patienten, die das tatsächliche Medikament erhielten, weitaus seltener
einen manifesten Diabetes entwickelt hatten als die Patienten unter der Scheinmedikation.
So wurde die Diabeteshäufigkeit um bis zu 36,4 % reduziert. Außerdem
normalisierte sich der gestörte Zuckerstoffwechsel (IGT) bei behandelten
Personen signifikant häufiger als bei unbehandelten.
Der Leiter der deutschen Studiengruppe, Prof. Dr. med. Markolf Hanefeld, Dresden,
hebt die Bedeutung der effektiven Kontrolle des Blutzuckerspiegels nach den
Mahlzeiten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervor. So hätten verschiedene
Untersuchungen einen klaren Zusammenhang zwischen Blutzuckerspitzen nach dem
Essen und einer krankhaften Verdickung von Blutgefäßwänden gezeigt.
Diese Gefäßwandverdickung sei ein deutliches Zeichen für das
Fortschreiten einer Atherosklerose und einer Zunahme des Risikos für kardiovaskuläre
Komplikationen wie z. B. Herzinfarkt.
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