Es sind die Bauern, die büssen müssen

Im Skandal um hormonbelastete Futtermittel hat sich innerhalb von nur 24 Stunden die Zahl der betroffenen Betriebe in Deutschland mehr als versechsfacht. Nach dem Fund des verbotenen Wachstumshormons MPA in Nordrhein-Westfalen wurden am Donnerstag dieser Woche mehr als 1.900 Agrarbetriebe gesperrt. Doch bereits am Freitag dann die Teilentwarnung: Die Agrarminister des Bundes und der Länder haben die gesperrten Milchbetriebe ab sofort wieder frei gegeben. Alle bisher überprüften Milch-Proben hatten keine Spuren des Hormons enthalten. Dennoch ist der Skandal immer noch gegenwärtig. Vor allem, wenn man die Hintergründe betrachtet, kann einem Angst und Bange um unser aller Ernährung werden.

Am Mittwoch war der Verursacher des europaweiten Hormonskandals in Irland entdeckt worden. Die Hormon-Rückstände in Futtermitteln und Fruchtsäften gehen nach einem Zwischenbericht der irischen Agentur für Umweltschutz (EPA) auf einen dortigen Pharmahersteller zurück, die Firma Wyeth Medica Ireland, vor allem bekannt als Hersteller von Anti-Baby-Pillen und Tabletten für die Hormon-Ersatz-Therapie. Was kann ein solches Unternehmen mit der Futtermittel-Produktion zu tun haben? Diese Frage drängt sich einem unwillkürlich auf. Nach ersten Ermittlungen wurden Hormon-Abfälle falsch deklariert und als "Zuckerwasser" nach Belgien geliefert. Dort wurde der Arznei-Müll in Glukosesirup eingearbeitet, der dann in Futter und Getränke gelangte.

Nun wissen wir endlich, dass unsere Schweine und auch die Rinder nicht nur Küchenabfälle und Maische in ihr Futter gemischt bekommen, sondern auch Altöl und Hormonabfälle. Was mutet man den Tieren aber ernährungstechnisch sonst noch zu? Ernährungs-Fachleute gehen davon aus, dass noch weitaus mehr Abfälle aus der Industrie an Nutzvieh verfüttert wird, denn das ist ein Multi-Millionen-Geschäft für die Entsorger. Sie kassieren nicht nur für die Abfallentsorgung sondern dann auch noch für den Weiterverkauf der entsorgten Abfälle als billige Futterzusätze. Doch gehören zu so einem Geschäft immer zwei Parteien.

Der Verbraucher, der sich gegen diese kriminellen Machenschaften kaum wehren kann, wird nun immer mehr verunsichert. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Zahl der Vegetarier in unserem Land immer rascher steigt.

Anmerkung des DeaM-Teams:

Auch in unserem Team ernähren sich immer mehr Mitarbeiter inzwischen zumindest "fleischreduziert". Begriffe wie "Soja" oder "Tofu" schwirren immer häufiger durch die Redaktion. So haben wir uns entschlossen, uns diesem Bereich in den kommenden Wochen und Monaten intensiver zu widmen. Wir werden dazu auch Erfahrungsberichte über den Umgang mit biologischen Nahrungsmitteln in unserer Rubrik Ernährung veröffentlichen.

Ihr DeaM-Team

 

 

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