Lieber Blutegel und Brandblasen als Operation

Von Schmerz und Bewegungseinschränkung geplagte Rheumapatienten suchen nicht selten einen naturheilkundlichen Therapeuten auf, zu recht, denn es gibt selbst in schwierigen Fällen noch Aussicht auf Hilfe durch klassische "Ausleitungsverfahren". Im Prinzip gilt: Je weiter fortgeschritten die Erkrankung, desto "radikaler" muss oft die Maßnahme sein

1. In einem sogenannten "kompensierten Zustand" befindet sich ein Patient, dessen Gelenke sich degenerativ verändern (Arthrose), der aber bis auf geringe lokale Beschwerden noch wenig davon bemerkt, da sein "innerer Arzt" diesen Zustand ausgleicht. In einem solchen Stadium eignen sich am besten Verfahren der inneren Ausleitung: die Entgiftungsfunktion von Bindegewebe, Nieren, Leber und Galle werden angeregt. Ein sehr gutes Rezept von dem bedeutenden Arzt Bernhard Aschner ist folgende Teemischung: Löwenzahn, Brennnessel, Faulbaumrinde, Fenchel und Hibiskus zu je 20 Gramm. Davon trinkt man morgens und abends 1 Tasse (1 Teelöffel Mischung kochend überbrühen, 8-10 Minuten ziehen lassen).

2. Wenn die Bewegung des Patienten nicht mehr ausreicht, seine Gelenke zu "schmieren", wird als erstes der äußeren Ausleitungsverfahren das Baunscheidtieren angewandt, benannt nach seinem Erfinder Carl Baunscheidt (1809-1873). Er konstruierte ein Gerät, das "künstliche Mückenstiche" erzeugte, den "Lebenswecker", den es heute in verschiedenen Varianten gibt: Auf einem Metallkopf sind 20 bis 30 Nadeln befestigt. Diese werden mit einer Feder (mehrfach) in die Haut geschossen. Die Hautreizung durch Nadeln und Baunscheidtöl führt zu einer sehr starken Rötung und somit sehr guten Durchblutung. Das Baunscheidtieren hat einen ableitenden Effekt auf das Lymphsystem, es werden unerwünschte Stoffe nach außen entzogen.

3. Wenn durch mehrfaches Baunscheidtieren keine wesentliche Besserung erzielt werden konnte, bietet sich eine andere ausleitende Therapie an: die Behandlung mit medizinischen Blutegeln (Hirudo officinalis und H. medicinalis). Sie kann als "örtlicher Aderlass" bezeichnet werden. Nachdem die Tiere gebissen haben (kaum schmerzhaft), dauert es je nach Größe und Saugverhalten rund ein bis zwei Stunden, bis sie von selbst abfallen. Das Nachbluten - bis zur sechsfachen Menge dessen, was der Blutegel gesaugt hat (10-30 ml) - ist durchaus erwünscht. Verschiedene Substanzen, die der Egel während seines Saugvorgangs ins Blut abgibt, sogenannte Egline, haben eine antibiotische, entzündungshemmende Eigenschaft und regen das örtliche sowie allgemeine Immunsystem an.

4. Als "Ultima Ratio" vor allem für therapieresistente Fälle wird das Kantharidenpflaster bezeichnet. Schon Hippokrates und später Paracelsus schätzten es bei Gicht und chronischen Knochenleiden. Dies ist eine sehr starke Hautreizmethode, die innerhalb von 12 bis 18 Stunden (je nach Hauttyp) eine Brandblase hervorruft. Dadurch wird eine tief- und weitreichende Wirkung, vor allem auf das Lymphsystem, erzielt. Der sehr starke Hautreiz führt zu einer lokalen Temperaturerhöhung und dadurch bedingt auch zu einer Steigerung der Stoffwechselvorgänge.

Quelle: Naturarzt - Ratgeber für ein gesundes Leben, Februar 2003

 

 

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