Defektes Gen entdeckt
Allein in Deutschland leiden 650.000 Menschen an Epilepsie. Für sie gibt
es jetzt Hoffnung auf Heilung oder zumindest Linderung: Ein internationales
Forscherteam hat die Ursache für verschiedene Formen der Epilepsie entdeckt.
Das gefundene Gen spiele möglicherweise bei rund 15 Prozent aller erblich
bedingten Epilepsie-Kranken eine Rolle, schätzt die Gruppe um Armin Heils
von der Universität Bonn.
Es sei für einen Chlorid-Kanal in den Nervenzellen verantwortlich, der
die Weiterleitung von Reizen beeinflusse. Die Arbeit des Teams veröffentlicht
das Journal "Nature Genetics" am in seiner Online-Ausgabe.
Etwa die Hälfte aller Epilepsie-Fälle ist durch Hirntumoren oder Kopfverletzungen
hervorgerufen, die andere hat genetische Ursachen. Es gebe sieben Typen genetisch
bedingter Epilepsien, die alle familiär gehäuft auftreten, teilten
die Universität Bonn und die Volkswagenstiftung mit.
"Einige seltene Varianten werden dabei durch einen einzigen Gendefekt ausgelöst",
sagte der Mediziner Heils. Die Forscher identifizierten eigenen Angaben zufolge
weltweit erstmalig eine Erbanlage, deren Störung verschiedene Typen dieser
so genannten idiopathischen Epilepsien hervorrufen kann. Welche Variante der
Patient bekomme, hänge wahrscheinlich von weiteren Genen ab.
Nicht jeder, der an diesem Gendefekt leide, erkranke an Epilepsie, sagte Heils.
"Das Gen allein ist nicht entscheidend für die Krankheit." Die
Träger seien aber in höchster Gefahr, die Krankheit zu bekommen. Dabei
spielten Umweltfaktoren, wie die Lebensführung, eine große Rolle.
Wichtig sei, auf Alkohol zu verzichten und auf einen regelmäßigen
Schlaf-Wach-Rhythmus zu achten.
Das Epilepsie-Gen enthalte den Bauplan für einen Kanal in der Zellwand,
durch den Chlorid-Ionen aus den Nervenzellen nach außen gelangen können.
Hat sich nun ein Schreibfehler in diesen Bauplan eingeschlichen, der den Kanal
unbrauchbar mache, steige die Chlorid-Konzentration in der Zelle an. Als Folge
könne ein Nerven-Botenstoff nicht die gewünschte Wirkung entfalten.
Es käme zu epileptischen Anfällen.
Untersucht wurden 46 Familien, in denen mindestens zwei Mitglieder an einer
idiopathischen Epilepsie leiden. Bei drei Familien sei das Gen für den
Chlorid-Kanal mutiert gewesen, sagte Heils. In einer dieser Familien war der
Kanal trotz Mutation noch teilweise funktionsfähig, die Erkrankten hatten
seltener und auch schwächere epileptische Anfälle. Bei der Erkrankung
spielten noch andere Gene eine Rolle. Im Gegensatz dazu fanden die Wissenschaftler
bei den 360 gesunden Kontrollpersonen keine Veränderungen des Gen-Kanals
Quelle: medline u.a. März 2003 |
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