Neue Wege in der Therapie des oberflächlichen Harnblasenkarzinoms?

Sind Mistellektine in Zukunft eine sinnvolle und verträglichere Alternative zur BCG-Standard-Therapie? Erste Ergebnisse einer klinischen Phase I/II-Studie des Pharmaunternehmens Madaus sind sehr vielversprechend.

Bei oberflächlichen Harnblasentumoren zählt die transurethrale Resektion (TUR) mit anschließender BCG-Instillation (Bacillus Calmette-Guérin) heute zur Standardtherapie. Nachteil: die BCG-Therapie hat oft starke Nebenwirkungen: so zeigt sich in 80% der Fälle eine Zystitis und auch schwere systemische Infektionen wie z.B. Hepatitis, Pneumonie oder Sepsis sind möglich.

Madaus, führend in der komplementären Krebstherapie mit dem Präparat Lektinol®(1), sah aufgrund der immunstimulierenden und zytotoxischen Wirkung der Mistellektine zusätzliches Potential bei der Therapie des oberflächlichen Harnblasenkarzinoms zur BCG-Therapie.

Die positiven experimentellen Ergebnisse(2) mit einer signifikanten Steigerung der Überlebensrate bei Mäusen mit Harnblasenkarzinom führten zu dem Entschluss, diesen Ansatz in einer klinischen Phase I/II beim Menschen zu testen.

Erste Ergebnisse, die von der Madaus AG auf dem Mistelsymposium in Nonnweiler kürzlich vorgestellt wurden(3), sind sehr positiv: Bisher wurden in die Phase I/II-Studie 30 Patienten mit oberflächlichen Harnblasenkarzinomen der Stadien Ta und T1 und dem Grading G1 bis G2 aufgenommen. Im Anschluss an die transurethrale Resektion (TUR) erhielten die Patienten 6 Instillationsbehandlungen mit einem auf Mistellektin standardisierten wässrigen Mistelextrakt. Es wurden jeweils 50 ml Instillationsflüssigkeit mit verschiedenen Mistellektin-Konzentrationen verabreicht. Durch die Therapie konnte die Rezidivrate auf weniger als 30% gesenkt werden und entspricht damit etwa der BCG-Standardtherapie. Ohne adjuvante Behandlung nach der transurethrale Resektion (TUR) rechnet man auf Grund empirischer Daten mit einer Rezidivrate von etwa 70%. Der große Vorteil der Mistellektin-Therapie: es traten keine Nebenwirkungen auf, alle geprüften Konzentrationen wurden von den Patienten sehr gut vertragen.

Diese ersten aussichtsreichen Daten geben einen Hinweis auf eine zytotoxisch bedingte antitumorale Wirkung der Mistellektine, die bisher in dieser Weise noch nicht gezeigt wurde. In Kombination mit der bekannten immunstimulierenden und die Lebensqualität verbessernden Wirkung bei systemischer Gabe wird die große Bedeutung der Mistellektine in der supportiven Krebstherapie bestätigt.

Damit Mistelextrakte in Zukunft in der Therapie des oberflächlichen Harnblasenkarzinoms eingesetzt werden können, engagiert Madaus sich und führt weitere klinische Studien durch.

1)s. a. Wagner, Wiesenauer: Phytotherapie, 2. Auflage 2003, S. 328
2)Mengs, U. et al. Antitumoral Effects of an Intravesically Applied Aqueous Mistletoe Extract on Urinary Bladder Carcinoma MB49 in Mice; Anticancer Research 20: 3565-3568 (2000)
3)Mengs, U. et al. Lokale Therapie des oberflächlichen Harnblasenkarzinoms mit standardisiertem Mistelextrakt; Kongressbeitrag, ”Die Mistel in der Tumortherapie” 3. Mistelsymposium Nonnweiler

MADAUS AG Februar 2004

 

 

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