Immer mehr Deutsche leiden unter Allergien. Inzwischen reagiert jeder Dritte
auf Pollen, Nahrung oder Stoffe in seiner unmittelbaren Umgebung. Die Folge
sind Heuschnupfen, allergisches Asthma oder Hautausschlag.
Betroffen sind zunehmend auch Kinder. Studien zufolge können Mütter
das Allergie-Risiko ihrer Kinder allerdings durch Stillen senken. Auch der Verzicht
auf Rauchen in der Schwangerschaft - von Ärzten ohnehin dringend empfohlen
- senkt das Allergie-Risiko.
Längst haben Allergien sich zur Massenkrankheit entwickelt. Jedes zehnte
Kind zwischen 7 und 13 Jahren ist betroffen. Die Quote hat sich in den letzten
20 Jahren verdoppelt. Den Patienten läuft die Nase, die Augen jucken, die
Haut wird rot oder die Luft bleibt weg. Die Lebensqualität ist massiv eingeschränkt.
Im schlimmsten Fall können Betroffene an Asthma oder Allergieschock sterben.
"Noch immer wissen wir nicht genau, warum die Erkrankungszahlen zunehmen",
stellte Kongresspräsident Frank Friedrichs fest.
Doch es gibt "neue, intelligente" Ideen. "Feste Glaubenssätze
sind ins Wanken geraten", wertete Friedrichs neuere Studienergebnisse.
Das betrifft etwa die Rolle der Haustiere bei Allergien. Forscher haben die
Matratzen von Kindern untersucht, die mit vielen Tieren zusammenleben - etwa
auf dem Bauernhof. Dabei entdeckten sie so genannte Endotoxine, Giftstoffe von
Tieren. Möglicherweise machen diese die Kinder robuster gegen Einflüsse
von außen, lautet eine Annahme.
Allergien sind vor allem ein Problem der westlichen, hochzivilisierten Länder.
"Wir denken jetzt in eine andere Richtung: Was fehlt uns in der Umwelt,
in der Ernährung oder an Infektionen?", sagte Friedrichs bei dem Kongress
mit rund 1200 Ärzten und Wissenschaftlern.
Bei Diagnose und Therapie erwarten die Forscher in den nächsten zwei Jahren
einen entscheidenden Fortschritt. Die Desensibilisierung, eine Art "Allergie-Impfung",
soll verbessert werden. Dazu schlüsseln die Mediziner nicht wie bisher
nur die Pollenart von Pflanzen auf, die eine Allergie auslösen.
"Pollen bestehen aus vielen Eiweißen", sagte Kongresspräsident
Prof. Hans Merk. Mit einem Blutstropfen des Patienten können die Mediziner
testen, welche Eiweiße ihm zu schaffen machen. Durch die "Impfung"
mit diesem Eiweiß erwarten die Wissenschaftler eine höhere Erfolgsquote,
die jetzt noch recht unterschiedlich ist. So schlägt die Desensibilisierung
gegen Birkenpollen bei rund 80 Prozent der Patienten an, die Impfung gegen Schimmel
wirkt nur bei fast jedem Dritten.
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