Zivilisationskrankheiten haben in der Regel in einer unausgewogenen Ernährung arm an Vitalstoffen ihre Ursache. Nahrungsergänzungsmittel können da Abhilfe schaffen. Doch auf dem riesigen Markt werden Produkte unterschiedlicher Qualität angeboten.

von DR. RICARDO BORELLI

Statistiken über eine laufend steigende Lebenserwartung lassen häufig vergessen, dass parallel dazu immer grössere Bevölkerungsteile unter Zivilisationskrankheiten leiden. Rheuma, Krebs, Herz- und Kreislauferkrankungen, Allergien, Haut- und immunologische Erkrankungen werden als logische Folge der steigenden Lebenserwartung hingenommen. Dies nicht ganz zu Recht.

Die «Materie Mensch» ist ausschliesslich aus Nährstoffen aufgebaut. Sie bilden ein komplexes und vernetztes Zahnräderwerk des Uhrwerkes Mensch. Die Zahnräder werden durch die tägliche Nährstoffzufuhr ständig erneuert, vorausgesetzt, ihre Qualität und Menge entspricht den Bedürfnissen eines gesunden Organismus. Eine Mangelversorgung mit lebensnotwendigen Spurenstoffen hat auf Dauer ebenso fatale Folgen für die Gesundheit wie ein permanentes Zuviel an körperfremden Stoffen wie zum Beispiel Rückstände aus Tieraufzuchtmitteln, die wir besonders in billigen Milch- und Käsesorten mitkonsumieren.

Es ist also der Nährstoffwechsel, der darüber entscheidet, ob wir gesund oder krank werden, gesund oder krank bleiben. Wenn ein Bodybuilder seine Muskelmasse durch Proteine aufbauen kann, das heranwachsende Mädchen seine roten Blutkörperchen durch Eisensalze vermehren kann, warum sollten wir denn nicht auch zum Beispiel den Herzmuskel, das Nervengewebe, die Leber, die Immunzelle und andere Organe und Systeme mit Nährstoffen gezielt füttern können?

Industrieware Nahrung
Doch in unserer alltäglichen Nahrung ist es mit den Nährstoffen schlecht bestellt. Ein wesentliches Ziel der industriellen Lebensmittelverarbeitung ist es, die Haltbarkeit unserer Nahrung bei gleichzeitiger Erhaltung der Lebensqualität zu verlängern. Erstmals gelang es auch, die wesentlichen Nährstoffe, nämlich Eiweiss, Fett und Kohlehydrate, gereinigt, also raffiniert, herzustellen. Endlich konnte damit die Bevölkerung lückenlos mit Grundnahrungsmitteln versorgt werden. Das primäre Ziel, die Menschen saisonunabhängig und ausreichend zu sättigen, war damit erreicht. Die Ware war dazu noch vor Verderb geschützt, da Pilze und andere Mikroorganismen, Schmutzreste und die Haltbarkeit limitierende Lebensmittelinhaltsstoffe bei der Raffination entfernt wurden. Verständlich auch, dass die Lebensmittelindustrie im Lauf der Jahrzehnte ständig daran arbeitete, bei einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Ertrag herauszuwirtschaften. Mit dem Fortschritt der chemischen Industrie wurden andere Nahrungsmittel dann vermehrt mit Konservierungs-, Aroma- und Farbstoffen, Emulgatoren, Stabilisatoren, Konsistenzgebern, Trennmitteln, Süssstoffen, Taumassen, kalorienlosen Ersatzfetten und anderen Fremdstoffen versetzt. Mit diesen Massnahmen wurden die Verbrauchererwartung im Hinblick auf Aufsehen, Farbe, Geschmack, Konsistenz und Kaloriengehalt geprägt und auch erfüllt. Mittlerweile werden Nahrungsmittel in Labors designed und bei Erfüllung aller lebensmittelrechtlichen, absatzrelevanten Kriterien in Serie produziert.

Nahrungsmittelskandale als Gewonheitsveränderer
Von Zeit zu Zeit erschüttern Nahrungsmittelskandale das Vertrauen der Menschen in diesen Industriezweig und provozieren Änderungen im Essverhalten. Nach BSE assen die Menschen weniger Rindfleisch, dafür aber vermehrt Schweine- und Putenfleisch. Doch diese Verdrängung hilft nicht weiter. Antibiotika und Hormone werden als gängige Futtermittelzutate in der Schweinezucht entlarvt, Hormone zur Beschleunigung des Wachstums bei Geflügel und Antibiotika, um Infektionen in den Massenkäfigen einzudämmen, verabreicht. Von Insektiziden und Pestiziden aus Getreideschrot ganz zu schweigen.

Parallel dazu wird der Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft vorangetrieben. Die Konsumenten werden laufend über die Unschädlichkeit und Sinnhaltigkeit gentechnologischer Verfahren informiert, um ihnen die Angst zu nehmen.

Die Motivation für dieses ganze Treiben: Kostensenkung, Rationalisierung, Ertragsoptimierung, preiswertere Nahrungsmittel.

Hohe gesundheitliche und volkswirtschaftliche Kosten
So rutschen wir nach und nach, ohne es selbst zu merken, in einen schleichenden Nährstoffmangel hinein. Jeder zweite Österreicher oder Schweizer leidet beispielsweise unter ungenügender Versorgung mit Folsäure. Gerade diese ist aber für das Funktionieren und den Schutz unseres Herz-Kreislauf-Systems ungeheuer wichtig. Wenn nämlich Zellschutzvitamine fehlen, sind Erkältungen und grippale Infekte vorprogrammiert. Die Folgen einer Unterversorgung mit B-Vitaminen beginnen meist mit erhöhter Reizbarkeit, Nervosität und Konzentrationsmangel. Bei höherem Bedarf in der beruflichen Belastung, Leistungssport oder durch Rauchen haben wir es nicht mehr mit leichten Mangelerscheinungen zu tun, sondern dann kann es zu einer ausgewachsenen Unterversorgung kommen, und spätestens dann ist unsere Gesundheit ernsthaft gefährdet.

So geht die Rechnung mit der Kostensenkung nicht auf. Die jährlichen Kosten für ernährungsbedingte und -abhängige Krankheiten betragen mittlerweile allein in Deutschland etwa 80 Milliarden Euro.

Synthetische versus natürliche Nährstoffe
Im Lauf der Jahrzehnte hat sich der Anteil von Nährstoffen und Vitaminen in den Lebensmitteln dramatisch abgebaut. Ganz verständlich, dass die Stimmen nach sinnvollen Nahrungsergänzungsmitteln immer lauter werden.

Isoliert betrachtet sind synthetische und natürliche Nährstoffe chemisch identisch. Liegen die natürlichen Nährstoffe im natürlichen Umfeld ihrer unzähligen biologischen Metaboliten vor, wird die Verträglichkeit und Verwertbarkeit dieser Nährstoffe für den menschlichen Organismus ganz wesentlich beeinflusst. Obwohl synthetische und natürliche Vitamine chemisch identisch sind, fehlt den synthetischen Verbindungen das komplexe Umfeld ihrer Vorstufen. Daneben enthalten pflanzliche oder natürlich gewonnene Vitamine auch zahlreiche weitere Begleitstoffe wie zum Beispiel Chlorophyll, Flavonoide, Lignane und Carotinoide, die für den Menschen als Sekundärnährstoffe bedeutend sind.

Nutzen der orthomolekularen Medizin
BSE-Krise, Hormonskandale und überbordende Kosten im Gesundheitswesen haben aber auch positive Aspekte. Sie sensibilisieren den Menschen, sei er Konsument, Patient oder Vertreter der Heilberufe. Immer mehr Ärzte, Apotheker und Ernährungswissenschaftler erkennen das diagnostische und therapeutische Potenzial der orthomolekularen Medizin.

Orthomolekulare Medizin (orthomolekular = natürliche Therapie mit Substanzen, meist in Megadosen, die im menschlichen Stoffwechsel vorkommen) hilft dem erkrankten Organismus, den entgleisten Stoffwechsel rasch wieder ins Lot zu bringen. Die orthomolekulare Medizin benützt zur Vorbeugung und Behandlung nährstoffbedingter Erkrankungen etwa45 verschiedene Nährstoffe. Ergänzend hierzu ein Aminosäurepräparat einzunehmen, ist höchst sinnvoll. Allerdings ist die orthomolekulare Medizin keinesfalls Ersatz für eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die heute zugegebenermassen im Dschungel all dieser Öko- und Bio-Marken recht schwierig geworden ist.

Im Dickicht des Gesetzesdschungels
Die aus den europäischen Gesetzeszügen abgeleiteten unterschiedlichen Rechtsauffassungen tragen zur allgemeinen Verwirrung noch bei. Lebens-, Ergänzungs- und Heilmittelanpreisungen werden in verschiedenen Ländern höchst unterschiedlich gehandhabt. So spielt Deutschland die Rolle des Tugendwächters und lässt sogenannte Abmahnvereine zu, die selbst seriöse Aussagen rechtschaffener, alteingesessener Firmen im Keime ersticken. Andererseits ist auf dem Nahrungsergänzungsmittelsektor in den Niederlanden fast alles möglich. Sollte das Auge des Lesers bei einem angepriesenem Nahrungsergänzungspräparat auf eine niederländische Herstellungs- und Vertriebsfirma fallen, ist erste Vorsicht geboten. Dasselbe gilt bei Produkten, die im Multi-Level-Marketing («Schneeballsystem») angeboten werden. Diese Vertriebssysteme treiben unter hochtrabend tönenden, meist amerikanischen Namen gerade in Deutschland ihre Blüten. Gute Produkte hingegen gehen den Weg über Ärzte, Heilberufe, Wellness-Center und Organisationen des Gesundheitsschutzes.

Eine Vielzahl untadeliger Herstellungsfirmen finden sich meist in Deutschland, Italien, Österreich und vor allen Dingen in der Schweiz. Gerade hier gefallen zwei anerkannte Prüfungsorgane, und zwar die mit der von Biosuisse sogenannten Knospe ausgezeichneten Produkte und die Überprüfung durch das Institut für Naturheilmittel in Zürich. Von den neuen EU-Ländern beginnen sich die Slowakei, Ungarn und vor allem Slowenien zu etablieren.

Bei der Suche nach einem geeigneten Nahrungsergänzungsmittel sollten auch Herkunft und Güte der einzelnen Ingredienzen ein Thema sein. Ausserdem sind reine Briefkastenfirmen allein schon deshalb abzulehnen, weil ein Arzt oder Naturwissenschaftler den Interessenten gerade bei einem Neueinstieg begleiten und seine Fragen fach- und sachkundig beantworten sollte. Dies kann eine Briefkasten-Firma logischerweise nicht bieten.

Kriterien nützlicher Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel mit einer sinnvollen Zusammensetzung von Aminosäuren sind ein unbedingtes Muss. Soweit möglich sollten diese Aminosäuren rein pflanzlichen Ursprungs sicher, und gerade bei Sojaprodukten sollte die Verwendung nicht genmanipulierter Rohstoffe gewährt sein. Bei Anfragen liefern seriöse Firmen gerne ein entsprechendes Zertifikat.

Hoch dosierte Wirkstoffe einzeln zu verabreichen, ist ebenso unsinnig wie einfach möglichst viele zu einem neuen Multiprodukt zusammenzuführen. Verantwortungsvolle Hersteller arbeiten daher mit Wirkungsgruppenpräparaten, in denen sich die Inhaltsstoffe gegenseitig unterstützen.

Die Firma Terra Art in Deutschland und SwissHealth in der Schweiz bedienen sich bei ihren Produkten Juvel und Amino-Balance natürlichster Ingredienzen. Beide Produkte sind das Ergebnis langjähriger, sinnvoller wissenschaftlicher Arbeit. Man findet in ihnen die wichtigsten Aminosäuren wie Glutamin, Glycin, Carnitin und Arginin. Ornithin vermisst man leider, deshalb wurde in ausreichender Dosierung nahezu der gesamte Vitamin-B-Komplex als Carrier gewählt. Ganz hervorragend ist insbesondere der hohe Carnitin-Anteil des Schweizer Herstellers Lonza, der für höchste und ausgezeichnete Qualität bürgt. Am Präparat Amino-Balance hat mir die Zusammensetzung der Kapselmasse besonders gefallen. Daran sieht man, dass die Hersteller ihre Philosophie der biologischen Verfügbarkeit ihrer Produkte bis hin zur Kapsel definieren.

Hochwertige Nahrungsergänzungsmittel mit beispielsweise biologischer Carnitin-Komponente können nicht billig sein, aber sie sind preiswert gegenüber der Unmasse an synthetischen Präparaten. Doch selten erlebte ich eine Preisdifferenz von über 20%. Dies sollte die Gesundheit wert sein.

Weitere Infos

- Dr. R. Borelli und Grunert: Aminosäuren, insbesondere Carnitin
- Arndt: Leistungssteigerung durch Aminosäuren
- Fuchs: Mit Nährstoffen heilen

Gerne korrespondiere ich mit Ihnen:
Dr. R. Borelli
Institut für Naturheilmittel
Postfach 409
CH-8703 Erlenbach

November 2004

 

 

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