Immuntherapien
gegen Allergien könnten künftig nur noch acht Wochen dauern
und nicht mehr wie bisher gut drei Jahre. Dazu muss das Allergen direkt
in die Lymphknoten statt wie bisher unter die Haut gespritzt werden, berichten
Schweizer Wissenschaftler in den "Proceedings" der US-Akademie
der Wissenschaften ("PNAS"). Die Wirkung des neuen Verfahrens
sei genauso gut wie bei das bisherige. Da die Therapie aber nicht nur
bedeutend schneller, sondern zudem noch weniger schmerzhaft sei, würden
vermutlich mehr Menschen als bisher die Behandlung in Anspruch nehmen
und auch bis zum Ende durchhalten.
Eine sogenannte Hyposensibilisierung ist bei bestimmten Allergien möglich,
etwa beim Heuschnupfen oder bei Pollen- und Hausstauballergien. Ziel ist,
dem Körper die Überreaktion auf das Allergen "abzugewöhnen".
Dazu wird das Allergen in steigender Dosierung meist unter die Haut gespritzt.
Die Therapie ist in der Regel erfolgreich und lindert die Beschwerden
der Allergiker dauerhaft. Allerdings umfasst die Behandlung rund 30 bis
70 Arztbesuche verteilt auf drei bis fünf Jahre – ein Grund
für die hohe Abbruchrate. Außerdem kommt es in seltenen Fällen
zu schweren Nebenwirkungen, etwa einem allergischen Schock.
Umfassender Test
Die Wissenschaftler um Thomas Kündig vom Universitätshospital
Zürich (Schweiz) verglichen nun die Sicherheit und Wirksamkeit des
herkömmlichen mit einem neuen Therapieverfahren, bei dem das Allergen
direkt in den Lymphknoten gespritzt wird. In den Lymphknoten wird die
Immunantwort stimuliert. Insgesamt nahmen 165 Patienten an der Studie
teil. Sie litten aufgrund einer Gräserpollen-Allergie an Heuschnupfen.
Ein Teil der Patienten wurde nach der neuen Methode behandelt und bekam
innerhalb von 2 Monaten 3 Spritzen mit Pollenextrakt direkt in die Lymphknoten.
Die übrigen wurden nach der alten Methode behandelt und bekamen im
Verlauf von drei Jahren insgesamt 54 Spritzen unter die Haut. Schon nach
vier Monaten hatten die Patienten der ersten Gruppe eine Toleranz gegenüber
dem Allergen entwickelt. Die Wirkung blieb bis zur Abschlussuntersuchung
nach drei Jahren erhalten und war genauso stark wie jene, die mit dem
herkömmlichen Verfahren erreicht wurde.
Zusätzlich traten in der Lymphknoten-Gruppe weniger Nebenwirkungen
auf. Die Patienten griffen nur selten auf Notfallmedikamente zurück,
die sie für den Fall bekamen, dass es in der Pollensaison zu Symptomen
kommt, etwa Niesen, tränende Augen oder einem Asthmaanfall. Darüber
hinaus empfanden sie die Spritzen als praktisch schmerzlos. Durch Lymphknoteninjektionen
ließen sich vermutlich auch andere Immuntherapien verbessern, schreiben
die Forscher.
Quelle: PNAS, USA
today, medline, N-TV u.a. November 2008
Weitere Informationen bei DeaM zum Thema Allergien: Krankheitsbilder Allergie, Heuschnupfen, Asthma, Hautprobleme, Fachbeiträge zu Heuschnupfen und Allergie
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