Der Wirkstoff Dimebolin kann offenbar das Voranschreiten der bislang unheilbaren Alzheimer-Demenz aufhalten, zeigt eine neue Studie.

Jeder Dritte erkrankt im Alter an Alzheimer Erst verlegen sie nur den Autoschlüssel und vergessen, wie der Hauptdarsteller des Krimis am Vorabend hieß. Mit dem Voranschreiten der Alzheimer-Krankheit entfällt Betroffenen sogar, wie der Partner oder die eigenen Kinder heißen. Auch ihre eigene Identität erlischt, bis sie schließlich rund um die Uhr gepflegt werden müssen. Etwa jeder Dritte erkrankt im Alter an dem gefürchteten Demenzleiden. Bisher verabreichte Medikamente können den geistigen Verfall nur unzureichend aufhalten.

Möglicherweise ist die Substanz Dimebolin ein Hoffnungsschimmer: Erstmals ist es gelungen, das Voranschreiten der gefürchteten Demenz mithilfe dieser Substanz über einen Zeitraum von zwölf Monaten aufzuhalten. Das melden Forscher um Rachelle Doody vom Baylor College of Medicine im texanischen Houston im Fachmagazin „The Lancet“.

Geistiger Verfall gebremst

Die Forscher beobachteten den Krankheitsverlauf von 183 Russen mit leichter bis moderater Alzheimer-Demenz. Eine Hälfte erhielt ein Scheinmedikament (Placebo), die andere Gruppe nahm Dimebolin. Die Wissenschaftler untersuchten die geistigen Fähigkeiten der Teilnehmer über zwölf Monate hinweg und erfassten dabei die Denk- und Gedächtnisleistung, die Hirnfunktion insgesamt, Psyche und Verhalten sowie die Fähigkeit, täglichen Aufgaben selbst nachzukommen. „Die Patienten aus der Dimebolin-Gruppe verbesserten sich während des gesamten Beobachtungszeitraums in allen Kategorien, während der geistige Abbau in der Placebo-Gruppe voranschritt“, fasst Rachelle Doody zusammen.

Die Forscher glauben, dass der Wirkstoff die Mitochondrien der Gehirnzellen stabilisiert, das sind die „Kraftwerke“. Es wäre möglich, dass die Substanz auf diese Weise den Untergang der Gehirnzellen aufhalten könne. Als Nebenwirkung drohe lediglich Mundtrockenheit.

Vom Allergie- zum Alzheimer-Medikament?

Die Substanz ist für Mediziner und Pharmakologen eine alte Bekannte: Schon seit den 80er-Jahren ist Dimebolin in Russland als Antihistaminikum zugelassen und lindert seither die Beschwerden von Menschen mit Heuschnupfen oder allergischen Hautreaktionen. Zunächst hatten Studien an Mäusen gezeigt, dass die Substanz auch gegen Alzheimer und möglicherweise sogar gegen den bislang unheilbaren und tödlichen Veitstanz (Chorea Huntington) wirkt. Erste klinische Studien erhärteten den Verdacht. Weitere Untersuchungen sollen jetzt in den USA folgen.

Quelle: bid, Lancet, medline u.a.

 

 

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